Politische Bildung: Ergebnisse der Juniorwahl 2024

Anlässlich der Thüringer Landtagswahl haben sich vier Stiftungsgymnasien an der diesjährigen Juniorwahl beteiligt. Als praktisches Element des Sozialkundeunterrichts hatte Matthias Höfling als Leiter des Stiftungsprogramms „Politischen Bildung und demokratische Erziehung“ die Schulen hierzu aufgerufen.

Das Format der Juniorwahl besteht in Deutschland bereits seit 1999 und wird an weiterführenden Stiftungsschulen regelmäßig durchgeführt. Neben dem eigentlichen Wahlakt der Schülerinnen und Schüler stehen hierbei die Vor- und Nachbereitung der Wahlen im Fokus des Sozialkundeunterrichts. Hierzu zählt zum einen die Wissensvermittlung über das Mehrheits- und Verhältniswahlrecht, Funktionsweisen einer parlamentarischen Demokratie sowie die Zusammenhänge zwischen Erst- und Zweitstimme hinsichtlich möglicher Ausgleichs- und Überhangmandate. Zum anderen erarbeiten sich die Schülerinnen und Schüler einen Überblick zu den Argumenten und Unterschieden der politischen Parteien als Grundlage einer eigenständigen Positionierung gegenüber politischen Sachverhalten und Problemlagen.


„Die politische Bildung ist für mich ein elementarer Baustein von Schule. Junge Menschen müssen das Rüstzeug erhalten, sich aktiv in unsere Demokratie einbringen zu können. Hierfür ist sowohl das Wissen über die organisatorischen Rahmenbedingungen als auch die Fähigkeit zur Gewinnung, Einschätzung und Reflexion von politischen Argumenten der Parteien unverzichtbar“, so Programmleiter Matthias Höfling am Rande der Wahl. „Hierbei geht es nicht um die Vermittlung von politischen Meinungen, sondern um das Erlernen eines demokratischen Grundverständnisses. Schule muss parteipolitisch neutral bleiben, jedoch keine Toleranz gegenüber Intoleranz hinnehmen“, so Höfling weiter.


Insgesamt haben 851 Schülerinnen und Schüler aus Erfurt, Eisenach, Jena und Altenburg an der Juniorwahl teilgenommen. Im Vergleich zu den offiziellen Wahlergebnissen sind hierbei bemerkenswerte Unterschiede auffällig: Während im Thüringer Landtag der 8. Wahlperiode die Grünen an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert sind, wäre die Partei bei den Stiftungsschülern auf 12,8 Prozent der Stimmen und damit auf 11 Landtagssitze gekommen. Mit 12 Sitzen (13,72 Prozent) entspricht die Anzahl der Abgeordneten um Bodo Ramelow dem realen Landesergebnis, während die SPD mit 13 Sitzen (15,04 Prozent) ihr Ergebnis mehr als verdoppelt hätte. Mit ebenfalls 13 Landtagssitzen (14,78 Prozent) liegt das AfD-Ergebnis an den Stiftungsschulen weit unter dem Landesergebnis, die CDU hingegen wäre mit 30 Sitzen (34,4 Prozent) die mit Abstand stärkste Kraft geworden.


„Die Ergebnisse der Stiftungsschulen zeigen, dass sich unsere Schülerschaft gründlich mit der Bedeutung von Wahlen und den inhaltlichen Angeboten der Parteien auseinandergesetzt hat“, analysiert Stiftungsvorstand Marco Eberl die Ergebnisse. „Mit Blick auf unser Stiftungsprogramm ‚Politische Bildung und demokratische Erziehung‘ ist wiederholt zu konstatieren, dass die Stärkung der politischen Bildung in allen Thüringer Schulen notwendiger denn je ist“, so Eberl weiter. „Von der künftigen Thüringer Landesregierung erwarte ich deshalb, dass die Bildungspolitik zur Chefsache wird. Das sollten uns unsere Kinder und unser demokratisches Gemeinwesen wert sein“ , so Eberl abschließend.