Prüfet alles und behaltet das Gute

Das Schreiben von Briefen ist aus der Mode gekommen. Ich persönlich bedauere das sehr, obwohl ich zugeben muss, dass auch ich lieber nach dem Telefonhörer greife oder eine Sprachnachricht über WhatsApp versende. Schnell bin ich dabei, Zeitmangel als Grund dafür anzugeben. Aber das ist nur ein vorgeschobenes Argument.

In Wirklichkeit geht es natürlich um die Bequemlichkeit, die mich vom Schreiben eines Briefes abhält. Stellen Sie sich vor: Sie würden einen Brief schreiben. Wählen Sie sich aus Ihrem Gedächtnis einen Adressaten aus. Was würden Sie ihm schreiben?

Paulus, der zum bedeutendsten Missionar des Christentums wurde, schrieb eine ganze Reihe von Briefen. Manche sind in der Bibel überliefert. Auf einen möchte ich eingehen, den 1. Thessalonicher-Brief.

Im Jahr 49 gründet Paulus in der griechischen Hafenstadt Thessaloniki eine christliche Gemeinde. Ein Jahr später schreibt er ihr einen ersten Brief. In ihm geht Paulus auf die Frage nach dem Ende der Zeit ein. Beunruhigung ist entstanden, weil einige Gemeindeglieder plötzlich gestorben sind: Werden sie bei der für die nahe Zukunft erwarteten Wiederkunft des auferstandenen Christus am Heil teilhaben oder nicht?

In diese Ungewissheit hinein schreibt Paulus den folgenschweren Satz: „Prüfet alles und behaltet das Gute!“ (1. Thessalonicher-Brief, Kapitel 5, Vers 21). Dieser Satz ist die Jahreslosung für das Jahr 2025. Er wird uns durch das neue Jahr begleiten und stellt uns zugleich vor große Herausforderungen. Sachverhalte gründlich zu prüfen, Vorteile und Nachteile sorgfältig abzuwägen, Gutes und Schlechtes dabei zu erkennen und am Ende die richtige Entscheidung dafür oder dagegen zu treffen – das ist wirklich herausfordernd. Aber: Es dient auch dem Gelingen des Lebens.

Um die eigene Balance zu finden und den sozialen Frieden zu gewährleisten ist es nötig, das Gute zu erkennen und auch zu tun. Zu groß sind oft die Verlockungen des Gegenteils. Gemeinwohl oder Eigennutz, Anstrengung oder Entspannung, Aufopferung oder Selbstgewinn, Wahrhaftigkeit oder Notlüge – all das sind Optionen, zwischen denen wir täglich zu wählen haben. Was ist gut? Was ist richtig? Mir hilft es, mich an der Bibel und dem Wort Gottes zu orientieren. Beides hilft mir, richtige Entscheidungen zu treffen, und beides wurde mir Richtschnur für mein Handeln.

Ich wünsche Ihnen ein gelingendes und segenreiches neues Jahr. Seien Sie getragen von der Gewissheit, dass Gott mit seinem Segen bei Ihnen ist, und bleiben Sie behütet.

Ihr
Dr. Ekkehard Steinhäuser
Stiftungstheologe