Sichtbar evangelisch – Holzkreuze für das Ratsgymnasium
Der Glaube trägt uns, vor allem in schwierigen Zeiten, sagt man oft. Umso wichtiger ist es, dass man gerade dann im Alltag an den Glauben erinnert wird. Eine gute Möglichkeit stellen dazu religiöse Symbole dar.
Jörg Schröpfer vom Atelier Neumühle in Arnstadt freute sich daher sehr, als ihn auf Anregung der Religionslehrerin Franziska Neudorf die Anfrage des Evangelischen Ratsgymnasiums Erfurt erreichte, ob es möglich sei zwei Holzkreuze für das geschichtsträchtige Schulgebäude zu bauen.
„Es freut mich sehr, dass wir Herrn Schröpfer dafür gewinnen konnten diese zwei Kreuze, die die wichtigste und vor allem verbindende Symbolkraft in unserem Glauben haben, für unser Gymnasium zu schaffen. Gerade in dieser turbulenten Zeit, mit so vielen Ungewissheiten, ist es aus meiner Sicht wichtig im Glauben an Gott festzuhalten und auf ihn zu vertrauen“, unterstreicht Anke Hamm, Schulleiterin des Evangelischen Ratsgymnasiums Erfurt, die Bedeutung der christlich-evangelischen Symbole im Schulgebäude.
Die Liebe zum Handwerk sieht man dem Künstler sofort an, wenn er über den Entstehungsprozess der Kunstwerke erzählt: „Ich habe lange nach dem passenden Holz gesucht und kann zu jedem Werkstück, das ich verarbeite, eine Geschichte erzählen“, so Jörg Schröpfer. Die Hände des gelernten Tischlers zeichnen Spuren langjähriger handwerklicher Tätigkeit und die Begeisterung für das Thema Holz ist ihm bei jedem Wort anzumerken. Das größere der beiden Kreuze, das im Außenbereich installiert wird, ist aus historischen Fachwerkbalken eines ehemaligen Bauernhauses bei Kirchheim in Thüringen. Schröpfer war es wichtig, für die beiden Kreuze heimische Hölzer zu verwenden. In jedem Kreuz stecken zwischen 30 und 40 Stunden Arbeitsaufwand. „Vor allem der Zinnverguss ist sehr aufwendig“, erklärt der Künstler. Damit meint er die natürlichen Risse des Holzes, die mit Weichlot vergossen wurden. „Die Risse im alten Glauben werden mit glänzenden Worten gefüllt. Sie glätten die Fugen und zeugen von Erneuerung und doch reparieren sie nur“, so die poetische Interpretation des Künstlers über sein fertiges Werk, in dem am Ende vier Kilogramm Zinn verarbeitet wurden. Anschließend behandelte er die alten Fachwerkbalken noch mit Leinöl, um sie vor Regen und direkter Sonneneinstrahlung zu schützen, so dass das Kunstwerk auch für die Installation im Außenbereich geeignet ist. Bei der Installation selbst halfen ihm zwei Freunde, damit das fast drei Meter hohe und knapp zwei Meter breite Holzkreuz, mit einem Gesamtgewicht von fast 40 Kilogramm, am Ende schwebend installiert werden konnte.
Das zweite Kreuz ist in seinen Ausmaßen etwa halb so groß wie sein Pendant im Außenbereich, mit 9 Kilo auch deutlich leichter und dabei jedoch nicht weniger imposant. Aufgrund der Wuchsform des verwendeten Holzes hat der Künstler ein gewundenes Kreuz erschaffen. Das Alter und eine unachtsame Lagerung im Freien haben dem Eichenholz eine besondere Struktur und Farbschattierung verliehen, die besonders nach dem Ölen des Holzes herausgetreten ist. Der Glanz des Zinns in den Rissen kommt durch den dunklen Farbton des Eichenholzes besonders zur Geltung. „Es sollte unbedingt Eiche sein, damit es zu der Bank, die darunter im Eingangsbereich steht, passt“, so Schröpfer. „In Kleinbreitenbach bei Plaue bin ich schließlich fündig geworden – schöne, abgelagerte Eichenbohlen.“ Dies alles erzählt er, während er mit Ruhe und Präzision das Kreuz über besagter Eichenbank installiert. Dann geht er ein paar Schritte zurück, betrachtet sein Werk, legt noch mal Hand an und sagt:
„Nur der Glanz der Jugend kann die alten Risse füllen. Der Jugend gehört die Zukunft. Bildung, Glaube und vor allem das Bewusstsein entscheiden darüber, wie man sie gestaltet. Wir bestimmen, hier und heute, was ihnen zum Gestalten bleibt."