Teilnehmerrekord beim Grundschulkongress
Über 300 Pädagoginnen und Pädagogen trafen sich am 1. und 2. Oktober 2019 beim sechsten Kongress Evangelischer Grundschulen in Friedrichroda. Unter dem Motto „Zeit für mehr… Zukunfts(t)räume“ widmeten sie sich intensiv den Themen Schulentwicklung und Digitalisierung.
„Ein ZunkunftsTraum ist ein guter ZukunftsRaum, da wir Schulentwicklung über Ländergrenzen hinweg gestalten“, fasste Marco Eberl, Vorstandsvorsitzender der Evangelischen Schulstiftung in Mitteldeutschland, seine Vision zum Kongress in Worte. Die Veranstaltung, die alle zwei Jahre stattfindet, ist für Kollegien anderer evangelischer Schulen geöffnet und hat sich zur zentralen Fortbildungs- und Austauschplattform für evangelische Grundschulen im mitteldeutschen Raum etabliert. Unterstützt wurde der diesjährige Kongress von dem Evangelischen Schulwerk der EKM sowie von der Barbara-Schadeberg-Stiftung.
Unter dem Kongressmotto „Zukunfts(t)räume“ standen die aktuellen und langfristigen Aufgaben der Schulentwicklung in den Bereichen Organisations-, Personal- und Unterrichtsentwicklung im Vordergrund. Ziel war es, konkrete Anregungen für die eigene Schule aufzunehmen und sie im Schulalltag – heute und in den kommenden Jahren – umzusetzen. Dr. Christiane Schenk, Abteilungsleiterin Pädagogik der Evangelischen Schulstiftung in Mitteldeutschland, ermutigte in ihrer Anmoderation die Teilnehmenden: „Nutzen Sie deshalb die Zeit, teilen Sie Ihre Träume und lassen Sie uns anfangen, diese Träume Wirklichkeit werden zu lassen. Denn wenn viele gemeinsam träumen, ist es der Beginn einer neuen Wirklichkeit.“
Für den fachlichen Input konnten mehrere namhafte Referenten für den Kongress gewonnen werden. So ging Ingo Leven, Co-Autor der Shell Jugendstudie 2015, in seinem Impulsreferat der Frage nach, wie sich die Jugend verändert hat. Hubert Winters, Schulleiter und Gründer des niederländischen Ausbildungszentrums für Jenaplanpädagogen, gab zudem praxisorientierte Einblicke, wie sich Schulen in den Niederlanden dem Thema Schulentwicklung stellen. Benjamin Skladny, Schulleiter der Martinschule Greifswald, Schulpreisschule von 2018, gab einen praxisnahen Einblick, wie Inklusion an evangelischen Schulen erfolgreich gelingen kann. Dr. Roland Rosenstock, Professor für Religions- und Medienpädagogik an der Universität Greifswald, ist u.a. als Buchautor für die Sendung mit der Maus bekannt. Er verdeutlichte in seinem sehr eindrücklichen Vortrag die Chancen der Medienbildung: „Anstatt Angst davor zu haben, dass die Schüler das Smartphone zur Unterhaltung und Ablenkung nutzen, sollten wir zusammen mit ihnen die vielen positiven Möglichkeiten nutzen.“
Die Pädagoginnen und Pädagogen konnten sich in eines der insgesamt zehn Workshopangebote einwählen und mit Fachreferenten den Themen Digitalisierung, Inklusion und multiprofessionelle Teams nachgehen. Für die Postersession hatte jede Schule bereits im Vorfeld ein Poster zu dem Thema „Unsere Zukunftsvisionen – wie sieht unsere Schule im Jahr 2029 aus?“ vorbereitet. So konnte ein intensiver Austausch über ihre individuellen Schulentwicklungsvorhaben stattfinden. Josefine Kühmel, Erzieherin an der Evangelischen Grundschule Gotha, empfand die Postersession als sehr bereichernd: „Man bekommt die Gelegenheit, über den Tellerrand hinauszuschauen und zu sehen, wie andere Schulen arbeiten. Gleichzeitig erhält man eine Vorstellung davon, wie vielfältig unsere evangelischen Grundschulen sind.“ Darüber hinaus gab es an jedem der beiden Kongresstage einen Slot, um sich teamintern über die schulspezifische Schulentwicklung auszutauschen. „Wir hatten endlich einmal wirklich Zeit, um uns in Ruhe mit der Schulentwicklung auseinanderzusetzen – im Alltag gehen strategische Überlegungen oft unter“, freute sich Antje Thiele, Schulleiterin der Evangelischen Grundschule Wittenberg.
Am Ende beider Kongresstage waren sich alle Teilnehmenden einig, dass die Veranstaltung wirklich „Zeit für mehr Zukunfts(t)räume“ und auch Zeit für die Themen Schulentwicklung und Digitalisierung boten. So möchte die Evangelische Grundschule Hettstedt Ressourcen freilegen, um erste Schritte in Richtung Digitalisierung zu gehen. Die Evangelische Grundschule Gotha plant eine Hospitationsfahrt in die Niederlande. Die Evangelische Grundschule Gardelegen möchte ein Medienkonzept erarbeiten. Der Christlichen Gemeinschaftsschule Gera wurde bewusst, dass alle in die Entwicklungsprozesse einbezogen werden sollten, um die bestehenden Potenziale bestmöglich zu nutzen.
Das Hören auf Gottes Wort und das Spüren von Gottes Gegenwart sind wichtige Bausteine für einen Kongress evangelischer Schulen. Der geistliche Impuls zu Beginn des Kongresses von Cornelia Schäfer, Schulleiterin der Evangelischen Grundschule Erfurt, bestärkte die Teilnehmenden darin, sich trotz Vielfältigkeit ihrer Träume bewusst zu werden. Superintendent Witting ermutigte in seiner Andacht am zweiten Kongresstag alle Teilnehmenden, sich selbst Räume zum Träumen zu schenken „Wo Gott ist, da tun sich auch Räume auf: Wir Erwachsenen tragen die Verantwortung, dass Kinder träumen können – die Pädagoginnen und Pädagogen schaffen angstfreie Lern- und Lebensräume mit Gott an der Hand. Gott ermutigt uns zum Träumen und begleitet uns.“ Und die vielleicht beste Zusammenfassung des ganzen Kongressprogramms war die Botschaft der Abendandacht, die von der Evangelischen Grundschule Bad Langensalza gestaltet wurde: „Hört niemals auf zu träumen und hört auf die Träume der Kinder!“